LICHTE MOMENTE 2013

BETTY BOEHM

Buskin´, 2013, ca. 3:20 Min.

Musik: The Curtis Tembeck Outlaw Party

Was tun, wenn man zwei Straßenmusiker energisch und voller Leidenschaft spielen sieht, man jedoch nichts hört. Erfindet man im Kopf das passende Klangerlebnis dazu? Oder nimmt man durch die fehlende auditive Information die visuelle vielleicht viel intensiver wahr, als man es sonst tun würde? Und stolpert man vielleicht an anderer Stelle über den Sound, den man beim Video vermisst hat?

Biotop, 2006/2013, ca. 2:50 Min., Stereo Sound Installation

Medien, Altstadtbewohner und Besucher stehen vor einem Rätsel: In letzter Zeit berichteten Ohrenzeugen über den Einzug einer vermeintlich sehr seltenen Vogelart im Heger-Tor-Viertel. Niemand hat die Tiere jemals zu Gesicht bekommen, ihr einzigartiger Gesang ist jedoch nicht zu überhören.

A staire dance, 2008, 1:54 Min.

Eine Performance im öffentlichen Raum. Eine vom Nachtleben und den umliegenden Fastfood-Gastro-Stuben gezeichnete Treppe in der Innenstadt einer deutschen Metropole wird zum Schauplatz einer Tanzperformance, die das alltägliche Treiben einiger nichts ahnender Passanten an einem gewöhnlichen Samstagmorgen für einen kurzen Moment lang durchbricht.

JOHANNA REICH

black hole, 2009, 6:00 Min.

Der Betrachter blickt von oben auf eine schneebedeckte Fläche. Eine schwarz gekleidete Person betritt den Schauplatz und beginnt, den Schnee an einer Stelle zu entfernen. Nach und nach wird sie farblich eins mit dem Untergrund unter dem Schnee. So verschwindet die Person vor der Kamera und den Augen des Zuschauers. Das Video ist eine Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass die Zusammensetzung dunkler Materie als bislang unbekannt gilt. Diese Form von Materie sendet zu wenig sichtbares Licht oder andere elektromagnetische Strahlung aus, um direkt beobachtbar zu sein.

River in Flood, 2011, 7:60 Min.

Hochwasser an einem deutschen Strom: Johanna Reich geht am Rhein-Hochwasser auf Spurensuche. Nach und nach entdeckt sie bei langsam sinkendem Pegelstand zahlreiche Fundstücke, die vom Wasser freigelegt werden. Für einen kurzen Augenblick werden die gefundenen Objekte zu abstrakten Kompositionen zweckentfremdet.

Liberation Day, 2012, 2:45 Min.

Jeder kennt den brüllenden Löwen von Metro-Goldwyn-Mayer, der im Vorspann zahlreicher Kultfilme das Maul aufreißt. 1975 verfremdete der amerikanische Video-Künstler den Original-Vorspann zu einer minimalistischen Sequenz, die den König der Tiere unter dem verzierenden Schriftzug „Ars Gratia Artis“ (Kunst um der Kunst Willen) zeigt. Diese Ikone der Videokunst wählte Johanna Reich als Objekt der Dekonstruktion.

On fire, 2012, 3:20 Min.

Eine schwarz gekleidete Person tritt vor eine weiße Wand. Mit einem Pinsel schleudert sie Farbe an die Wand. Dort, wo die Farbe auftrifft, treten Flammen hervor. Sie hält den Pinsel mit erhobener rechter Hand, verharrt einen kurzen Augenblick in dieser Pose, wird zu einer Art dunkler Freiheitsstatue mit Fackel. Mit feuriger Farbe malt sie weiter, auf der Wand entsteht eine flackernde “Feuerzeichnung”. Letztendlich beginnt die Protagonistin, sich zu entkleiden. Sie wirft die schwarze Kleidung fort, verschmilzt mit dem Feuer und verschwindet.

JOHANNES LANGKAMP

Videosketches, 2012, 4:23 Min.

Im Jahr 2011 hat es sich der Videokünstler Johannes Langkamp zur Aufgabe gemacht, einen Monat lang jeden Tag ein Video zu produzieren. Entstanden sind meist kurze, manchmal tollpatschig gefilmte Videos, mit denen er optische Illusionen erzeugt, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Slapstick-Humor. Anschließend produzierte er sein Videosketchbook, eine Serie von Kurzfilmen, in denen die Kamera die Hauptrolle spielt: Mal wird sie zwischen sich schließenden Aufzugtüren zerschmettert, mal wird sie an eine elektrische Bohrmaschine montiert. Auf einfache, kindliche Art lässt Langkamp seiner Fantasie freien Lauf. Da verwandelt sich ein Karton zu einem Vogel und eine rotierende Lampe vermittelt den Eindruck, dass sich die Welt dreht.

Videowalk in der Altstadt

Per Smartphone oder Tablet-PC gehen Video-Walker auf die Suche nach Videoskizzen des Medienkünstlers Johannes Langkamp. Langkamp hat die Osnabrücker Altstadt für eine Woche zu seinem Atelier gemacht. Mit einer Videokamera erforschte er das Terrain und hinterließ zahlreiche Inszenierungen spielerischer Art. Die oft nur wenige Sekunden langen Bildsequenzen sind von einem experimentellen Umgang mit dem Medium Video geprägt, mit dem sich der Künstler die Umgebung der Altstadt aneignet. Der Altstadtbesucher macht sich mit einem Smartphone oder einem Tablet-PC auf die Suche nach den Standorten des Video-Walks. An den richtigen Stellen findet er einen QR-Code, der es ermöglicht – einmal eingescannt – die jeweiligen Videoskizzen abzurufen. Die Idee zum Projekt wurde aus dem Gedanken geboren, dass die alltägliche Umgebung oder eigentlich jegliches Territorium zum Atelier des Künstlers werden kann. Das Ergebnis ist eine öffentliche Installation, die der Künstler als side-specific art bezeichnet.